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Apollinariskirche Remagen

Wallfahrtsort und Kultur- sowie Klosterlandschaft prägen das Stadtbild

Die Wallfahrtskirche St. Apollinaris in Remagen, erbaut durch den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner, kann sicherlich als einer der bedeutendsten Kirchenneubauten des 19. Jahrhunderts im Rheinland bezeichnet werden.

Die Vorgängerkirche St. Martin musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die Grundsteinlegung erfolgte 1839, der Rohbau wurde 1843 abgeschlossen. Die umfangreiche Ausstattung erforderte Zeit. Das Kircheninnere ist vollständig mit Wandmalereien (hauptsächlich in Freskotechnik) versehen. Das Gotteshaus wurde 1857 fertiggestellt und geweiht.

St. Apollinaris kann als einmaliges Gesamtkunstwerk, ganz im neugotischen Stil, bezeichnet werden, in dem jedes Detail, ob nun Beichtstuhl, Kanzel, Hauptportal oder Hochaltar, aufeinander abgestimmt ist. Die wunderbare Panoramalage mit weitem Ausblick über den Rhein und die gepflegte Gartenanlage bilden ein stimmiges Bild.

Die Fresken

Stadt Remagen

Die Apollinariskirche wurde speziell für die Aufnahme von großformatigen Fresken geschaffen.

Während eine gotische Kirche lichtdurchflutet ist, reduzierte man hier absichtlich die Anzahl und Größe der Fenster, um möglichst viel Wandfläche für die Freskomalerei der Nazarener Ernst Deger, Andreas und Karl Müller sowie Franz Ittenbach zu erhalten. Alle vier Künstler gehörten der Düsseldorfer Malerschule, die unter der Leitung von Wilhelm von Schadow stand, an. Fast 10 Jahre arbeiteten sie jeweils im Sommerhalbjahr an den umfangreichen Zyklen: 69 Bilder mit etwa 580 Figuren.

Die Fresken bestehen aus den Hauptteilen: Das Leben Jesu, das Leben Mariens und das Leben des Hl. Apollinaris. Die Apsis wird dominiert von der Darstellung Jesus als Weltenrichter, umgeben von Maria und Johannes dem Täufer. Unterhalb, in der Mitte, sind der Hl. Petrus und der Hl. Apollinaris, zu beiden Seiten die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Johannes und Lukas zu sehen. Über den Seitenaltären: die Muttergottes und der Hl. Josef. Den Schlussstein im Vierungsgewölbe verziert eine Taube, die den Heiligen Geist symbolisiert.
Fresken klein Text

Die Krypta

Stadt RemagenSchon die Vorgängerkirche aus dem 12. Jh. besaß eine dreischiffige Krypta, was ein Indiz dafür ist, wie bedeutend schon damals die Martinskirche und die Propstei der Benediktiner waren.
Die Reliquie des Hl. Apollinaris durchlebte in den Jahrhunderten eine bewegte Zeit. 1382 raubte Herzog Wilhelm I. einen Teil und brachte sie nach Düsseldorf. St. Apollinaris wurde darauf Stadtpatron von Düsseldorf und seine Gebeine liegen bis heute in der Kirche St. Lambertus in der dortigen Altstadt. Aus Sorge vor weiteren Überfällen holten die Benediktiner die restlichen Teile nach Siegburg. Heute befinden sie sich in der Kirche St. Servatius. Remagen blieb zur Verehrung nur das Haupt. 1793 kam dieses zum Schutz vor der anrückenden französischen Armee nach Siegburg und 1812 nach Düsseldorf. Durch intensive Verhandlungen kehrte es 1826 in die Pfarrkirche nach Remagen zurück und am 23.07.1857 wurde es wieder in die Apollinariskirche überführt.


Stadt RemagenHeute befindet sich das Haupt in einem Steinsarkophag aus dem 14. Jh. in der Krypta, nur der Deckel wurde 1857 neu geschaffen. Zu Beginn der Wallfahrt wird das Reliquiar vom Pfarrer der Remagener Pfarrkirche, in deren Eigentum es sich befindet, erhoben, um die Stadt und das Land zu segnen. Durch das Hauptaufsetzen wird den Gläubigen in der Kirche der Segen Gottes gespendet. Ebenfalls in der Krypta befindet sich ein ergreifendes, lebensgroßes Holzkruzifix (wahrscheinlich 19. Jh.), dessen genaue Herkunft bisher nicht bekannt ist.





Die Zeittafel

zeitstrahl
 6. bis 9. Jh. Genau lässt sich die Errichtung der ersten Kirche, dem Hl. Martin geweiht, nicht bestimmen.
um 1110. Auf Wunsch und mit Unterstützung der Remagener Bürger Gründung einer Propstei, die dem Siegburger Benediktiner-Kloster zugeordnet wird.

 23.07.1164    

Der Legende nach befährt der Erzbischof von Köln an diesem Tag mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige den Rhein. Das Schiff stoppt in Remagen und lässt sich erst wieder steuern, als die Reliquie des Hl. Apollinaris, die sich ebenfalls an Bord befindet, zum Martinsberg hochgetragen wurde.
 1295 Findet zum ersten Mal der Name des Hl. Apollinaris urkundlich Erwähnung.
 1526 Die Apollinarislegende erscheint in gedruckter Form. 
 1836 Freiherr (ab 1840 Graf) Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim erwirbt die 1802 durch den französischen Staat aufgelöste Propstei und Kirche.
 1839
Baubeginn der neuen Kirche. 
 24.03.1857 Weihe der Apollinariskirche und Übernahme des Klosters durch die Franziskaner. 
 23.07.1857 Das Haupt des Hl. Apollinaris kehrt in die Kirche zurück. 
 1972 Neubau der Konventsgebäude des Klosters. 
 2006 Verlassen die Franziskaner nach 150 Jahren den „Berg“. 
 2007 Wird durch den Bischof von Trier das Kloster und die Seelsorge auf dem Apollinarisberg der „Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe“ anvertraut. Das Kirchengebäude geht in den Besitz einer Stiftung über. 

Kultur & Klosterlandschaft

Breakbild Kunst

Deren Keimzelle bildet die von den Siegburger Benediktinern mit großer Unterstützung der Remagener Bürger im Jahre 1110 gegründete Propstei auf dem heutigen Apollinarisberg. Die lange Tradition und Beharrlichkeit belegen ein paar Zahlen: Seit über 1000 Jahre existiert eine Kirche, seit über 900 Jahren das Kloster und die Reliquien des Hl. Apollinaris ruhen seit 700 Jahren hier. Unterbrochen wurde sie nur zweimal aufgrund politischen Eingreifens: Säkularisation durch den französischen Staat und Aufhebung während des preußischen Kulturkampfes.

Im Mittelpunkt der heutigen Klosterlandschaft steht natürlich seit 175 Jahren die neugotische Apollinariskirche, deren Bauherr Franz Egon Graf von Fürstenberg–Stammheim war. Seine Tatkraft und seine finanziellen Ressourcen ermöglichten die Erschaffung dieses den Mittelrhein überragenden Gesamtkunstwerkes. Für die erfolgreiche Ausführung und die weitreichende Wirkung waren vor allem der Architekt, der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner, zusammen mit den Künstlern Ernst Deger, Andreas und Karl Müller sowie Franz Ittenbach (Nazarener der Düsseldorfer Kunstakademie) verantwortlich. Das Bauwerk wurde häufig beschrieben und analysiert, so dass man hier nur auf die separaten Faltblätter verweisen kann.


Die Klosterlandschaft
In der Klosterlandschaft um die Apollinariskirche existieren zahlreiche interessante zum Teil jahrhundertealte Kulturzeugnisse, an denen man oft vorbeigeht, ohne sie wahrzunehmen oder ihre Besonderheit zu erkennen: Gartenanlagen, Kreuzweg, St. Franziskus-Statue, Grabstätte der Familie von Fürstenberg, Apollinaris-Eiche, Bildstöcke, Flureinteilungen, aufgegebene Weinberge, Grenzsteine und -gräben, Mühlen, Kupferbergbau in der Goldgrube und im Apollinaris-Stollen, Tongruben, Schlösser sowie die Rheinvillen, Reichsarbeitsdienstlager (RAD) mit Sportplatz… Hier können nur einige Elemente dieser Vielfalt etwas genauer angesprochen werden.

Der Klostergarten
Für den Bettelorden der Franziskaner ein wichtiger Nutzgarten, breitet er sich heute ganz natürlich auf den Vorplatz mit der kleinen Lindenallee und den umliegenden Anlagen aus. In diesen Bereich gehörte früher auch die Josefskapelle, in der außerhalb der Wallfahrtszeit die Hilfesuchenden mit der Kleinen Reliquie gesegnet wurden. Diese wurde wegen Baufälligkeit abgerissen. 

Der Kreuzweg
Diesen Anstieg kamen schon seit Jahrhunderten die Pilger zum Berg gezogen, bevor im Jahr 1865 die Franziskaner den Kreuzweg errichteten. Jakob Michels aus Koblenz erstellte die farbigen Keramiken der einzelnen Stationen nach den bekannten Motiven von Joseph von Führich. Wer die fast lebensgroßen Figuren der XII. Station geschaffen hat, ist bisher unbekannt. Vor dieser Kreuzigungsszene zelebrierten früher während der Wallfahrtszeit die Priester die Messen. Ab dem Jahr 1963 ersetzten die neuen, vom Oberammergauer Bildhauer Max Schauer in Bronze geschaffenen Reliefs, die alten, mittlerweile stark beschädigten Darstellungen. Für die aufwendigen Stationen XIII und XIV aus Lavasteinen, sowie für die Familiengruft des Hauses von Fürstenberg-Stammheim war erst nach dem Bau der Birresdorfer Straße genügend Platz. Vorher führte der einzige Weg für Pferd und Wagen, der heute nur noch zum Wandern genutzte Hohlweg, direkt am Kloster vorbei durch die Rote Erde und passierte die Apollinaris-Eiche hinauf zur Höhe. Hier oben liegen die ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzflächen des Klosters: Hullenacker, Steinackersfeld, Murrenplan, Brüchen, Rheinhelden ... Bei der wahrscheinlich größten Ausdehnung des Klostergutes im Jahr 1760 betrug der Grundbesitz 108 Hektar. Bis zur Französischen Herrschaft Anfang des 19. Jahrhunderts gehörten auch der Calmuther Hof und die Unkelbacher und Arsbrücker Mühle zum Besitz.

Die alte Lorenbahn
Von der alten Lorenbahn vom Scheidskopf zum Rhein ist nur noch ein Damm im Gelände zu erkennen. In der Nähe befinden sich die ehemalige Tongrube und alte Grenzsteine. Spannend: Der ehemalige Kupfererzbergbau in der Goldkuhle (Stollen von 30 m Tiefe und 200 m Länge) und im noch nicht lokalisierten Apollinaris-Stollen.

Die St. Franziskus-Statue
Die Menschen fügten der Landschaft stets wieder Neues hinzu, wie z. B. die vom Kölner Bildhauer Wilhelm Albermann geschaffene St. Franziskus-Statue. 1886 wurde sie geweiht. Ausgerechnet 1886: Im Deutschen Kaiserreich herrschte der Kulturkampf, das Kloster auf dem Apollinarisberg war aufgelöst. Die Errichtung dieser Statue stellte somit ein beachtliches Symbol für den Ungehorsam der Franziskaner gegenüber dem Staat dar. Der katholische Gisbert Graf von Fürstenberg-Stammheim stellte den Franziskanern einen prominenten Platz auf seinem Grundbesitz hoch über der Apollinariskirche zur Verfügung. Heute ist die Figur zwischen den Bäumen kaum noch zu erkennen, damals war sie weithin sichtbar.

Landschaftliche Einteilung
Ein Paradebeispiel für die Dauerhaftigkeit sind vor allem die landschaftlichen Einteilungen, Fluren genannt. In der lateinischen Gründungsurkunde von 1110 sind Flächen bereits konkret mit Namen bezeichnet, die bis heute eindeutig erkennbar sind: Bruchene → Brüchen, Saleburse → Saalbüsch, Puoce → Pütz. Die bekannteste Weinlage, der Scharfenberg, gehörte vielleicht auch schon damals zum Kloster, wird aber erstmals im Jahr 1256 namentlich erwähnt. Seit ein paar Jahren bewirtschaftet die Weinbaugemeinschaft Remagen e. V. ehrenamtlich eine Parzelle direkt neben der Apollinariskirche, um die Tradition des seit mehr als 1200 Jahren nachgewiesenen Weinanbaus in Remagen aufrecht zu erhalten. Die erste Quelle einer Weinlage in Remagen mit Namensangabe stammt aus dem Jahr 770/771: Pedrello monte [Pedrellberg]. Dass es sich hierbei um den heutigen Apollinarisberg handelt, wäre zwar wünschenswert, aber die wirkliche Lage wird kaum zu klären sein.

Schlösser & Villen
Eine Kulturlandschaft am Rhein ohne Schlösser und Villen ist kaum denkbar. Das Schloss Calmuth kann mit weitem Abstand auf die längste Tradition zurückblicken. Im Calmuth-Tal lagen schon im 12. Jahrhundert landwirtschaftliche Flächen des Klosters. Aufgrund der großen Entfernung entstand hier eine separate Hofstelle. Nach der Säkularisation 1802 kamen Haus und Hof über einige Umwege in den Besitz von Max von Guilleaume, der zwischen 1899 und 1911 immer größere und aufwendigere Um- und Erweiterungsbauten durchführte. Das Schloss Marienfels (Grundsteinlegung 1859) und das Schloss Ernich (um 1896) entstanden erst in der Hochphase der Rheinbegeisterung, wie auch die Rheinvillen. Wesentlich für diese Entwicklung waren die seit dem 19. Jahrhundert sehr guten Verbindungen von Remagen - ob durch Postkutsche, Dampfschiff oder Eisenbahn - mit den großen Städten Köln – Düsseldorf - Bonn – Koblenz – Mainz. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Ab 1840 fuhren drei Schiffe täglich zwischen Köln und Mainz. Man konnte morgens um 5 Uhr in Köln einsteigen und traf abends in Mainz ein, teilweise mit vier verschiedenen Komfortklassen.


Termine zu verschiedenen Führungen können hier eingesehen werden.


Infobox Kontakt

Apollinariskirche Remagen

 Apollinarisberg 4

 53424 Remagen

02642 2080

02642 208200

Weitere Informationen zu Kirche, Gottesdienst & Wallfahrt: www.apollinariskirche.de

Weiteres unter: www.apollinarisberg.eu


Öffnungszeiten der Kirche

 Mai - September   09.00 Uhr - 20.00 Uhr

 Oktober - April      09.00 Uhr - 18.00 Uhr

Texte Kloster- und Kulturlandschaft © Dr. Erhard Wacker, Foto Sarkophag in der Krypta: Heinz Grates